Ausblick 2023 – Deutsche Bank

Hi, frohes Neues an alle! Hier gibt es einen recht guten und kompakten Ausblick auf 2023 von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Deutsche Bank:

Quelle: Deutsche Bank, youtube Channel „https://www.youtube.com/@DeutscheBank“, Youtube Video „Geldanlage 2023: Was Anleger in unruhigen Zeiten wissen sollten“ https://www.youtube.com/watch?v=Pp22Ch4o8co, abgerufen: 04.12.2022

2023 werden uns viele Themen, die wir schon 2022 gesehen haben, weiter begleiten. Trotzdem müssen wir große Investitionen aufbringen für die Umgestaltung der Wirtschaft, die erneuerbaren Energien. Und deshalb bin ich ein besorgter Optimist. Mein Name ist Ulrich Stephan. Ich bin der Chefanlagestratege der Deutschen Bank und ich spreche mit Ihnen heute über meinen Jahresausblick 2023.

Auf der Risikoseite für das Jahr 2023 sehen wir viele alte Bekannte. Die Unsicherheit in den Prognosen für 2023 ist sicherlich extrem hoch. Und man wird im Jahresverlauf immer wieder darauf gucken und möglicherweise adjustieren müssen.

Wir haben den Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden hohen Energiepreisen, damit verbunden eine entsprechende Inflation, gegen die sich die Notenbanken wehren müssen. Und natürlich die Lieferkettenthematik im Zusammenhang mit der No-Covid Strategie in China, die sich hoffentlich im zweiten Quartal auflösen wird. Die Inflationsrate wird auch 2023, zumindest in Europa, hoch bleiben. Der Russland-Ukraine-Krieg hat die Energiepreise in die Höhe getrieben; mit einem Rückgang ist nur allmählich zu rechnen. Auch die Nahrungsmittelpreise sind hoch.

Auf der anderen Seite sehen wir aber kaum Zweitrundeneffekte, so dass sich die Inflation im Laufe des Jahres zurückbilden sollte. Wir haben eine Situation mit hoher Inflation und gleichzeitig einem wirtschaftlichen Abschwung. Insofern arbeiten zurzeit die Geld- und die Fiskalpolitik ein wenig gegeneinander. Die Geldpolitik versucht mit steigenden Zinsen auch gerade in Europa, die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Fiskalpolitik unterstützt aber die privaten Haushalte und Unternehmen mit Geld, so dass sie mehr ausgeben könnten, was eigentlich die Inflation wieder treiben sollte. Insofern ist es eine besondere Herausforderung für Geld- und Fiskalpolitik, auch in 2023 durch diese besondere Situation hindurch zu kommen.

Die gute Nachricht: 2023 gibt es wieder Zinsen. Allerdings liegt die Inflationsrate immer noch höher als die Renditen, sodass man real negativ ist.

Alternativen könnten Aktien bieten, insbesondere bei den Unternehmen, die sich mit der Modernisierung der Wirtschaft, mit der Digitalisierung oder der grünen Transformation beschäftigen.

Der Immobilienboom könnte 2023 zu Ende gehen. Hintergrund sind die stark steigenden Zinsen, die wir verzeichnen. Auf der anderen Seite sind die Baukosten aber auch in ungeahnte Höhen geschnellt, sodass wir nicht mit einem großen Verfall der Immobilienpreise, sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung rechnen. Interessant erscheinen Immobilien aus dem Logistik-Bereich aufgrund des fortschreitenden Online-Handels und natürlich energetisch sanierte Immobilien.

Immer wieder werde ich auf das Sparbuch angesprochen. Hier gibt es sicherlich wieder Zinsen, allerdings nicht in einem Verhältnis, was zur Inflation steht, die nach wie vor deutlich höher liegt. Besser für den langfristigen Vermögensaufbau, insbesondere für Sparer, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, sind ratierliche Sparverträge in Wertpapierfonds.

Für 2023 sehen wir vor allen Dingen europäische Aktien als interessant an, die Bewertungen sind sehr niedrig und wir brauchen viele zyklische Aktien, die es in Europa gibt für die Transformation der Wirtschaft.

Wenn die amerikanische Notenbank den Höhepunkt des Zinszyklus im ersten Quartal erreicht haben sollte, können auch amerikanische Technologiewerte wieder spannend werden. Für eine langfristige Geldanlage würde ich aber empfehlen, die Unternehmen in den Blick zu nehmen, die sich mit der Transformation der Wirtschaft, der Modernisierung, der Digitalisierung, vor allen Dingen aber den erneuerbaren Energien beschäftigen.

Dabei darf man nie vergessen, dass es auch Risiken gibt und dass die Börse natürlich immer wieder zu größeren Schwankungen führen kann. Wer dieses mit einkalkuliert und sich dem Ganzen vorsichtig nähern möchte, für den empfiehlt es sich dann tatsächlich kontinuierlich zu sparen, immer wieder einzuzahlen, auch in Abschwüngen das sehr diszipliniert durchzuhalten. Die Erfahrung zeigt, dass dieses im Fachjargon Dollar-Cost Averaging zu sehr guten Renditen führen kann.

Das war mal ein Jahresausblick 2023. Mir ist natürlich vollkommen klar, dass auch wieder Überraschungen eintreten können. Diese zu berücksichtigen und ihre Wünsche, Ziele, Präferenzen mit abzubilden. Dabei können Ihnen die Beraterinnen und Berater in unseren Filialen (Deutsche Bank Filialen, Anm. der Redation) helfen. Ich wünsche Ihnen: Bleiben Sie kritisch, aber eben auch optimistisch. Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr.“

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